Kickers Horror Jahr 2016 - Bilanz des Grauens

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NeckarWache
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Re: Kickers Horror Jahr 2016 - Bilanz des Grauens

Beitrag von NeckarWache »

jap hat geschrieben:Es ist echt ein Phänomen. Zuerst werden pausenlos Köpfe gefordert und wenn es danach dann noch schlechter läuft, wundert man sich, dass niemand mehr da ist, der das Ruder rumreißen könnte. Na sowas aber auch! :mrgreen:

Meiner Meinung nach haben die überzogenen Erwartungen ihren Teil zur aktuellen Lage beigetragen. Die Kickers haben es über Jahre geschafft, jede positive Entwicklung bei der ersten Durststrecke wieder abzuwürgen und alles was man aufgebaut hatte mit der ganz großen Abrissbirne platt zu machen. Immer ein Schritt vor, zwei Schritte zurück. Und Schuld sind dann immer die, die das bisschen Erfolg überhaupt erst möglich gemacht haben. Weil sie eben auch mal daneben greifen, weil es eben keine PC-Fußball-Manager-Simulation ist, in der man an einem Nachmittag einen schlagkräftigen Kader zusammenbasteln kann und mit der richtigen Taktikeinstellung jedes Spiel gewinnt. Sondern eine deutliche komplexere Realität, in der nicht alles nach Plan läuft und das Fußballwunder meistens dann doch ausbleibt. Die dritte Liga war uns nie genug und die Regionalliga ist ja so dermaßen unter unserem Nievau, dass man erwartet hat von Anfang an alle herzuspielen und souverän aufzusteigen - auch ohne Geld und mit nur einem einzigen Spieler zu Saisonbeginn.

Unser Problem sind und waren nicht Schuster, Steffen, Enzo, Zeyer oder Kaminski. Unser Problem ist, dass man es nicht hinkriegt, sich kontinuierlich zu entwickeln. Woran liegt das?

Wenn man sich die Vereine mal anschaut, die aus quasi nix viel machen und dauerhaft auf- statt absteigen, fällt einem auf, dass dort fast überall die gleichen handelnden Personen über Jahre hinweg in der Verantwortung stehen, dass man Erfolge auch mal würdigt und Rückschläge einkalkuliert. Oder andersherum: Die sogenannten Traditionsvereine, die Jahr für Jahr weiter absacken, haben alle eines gemeinsam: Große Erwartungen, Ungeduld, dadurch hohe Fluktuation bei Mannschaft/Trainer/Sportchef und letztlich Chaos und Niedergang.

Das ist natürlich vor allem eine Sache der Vereinsführung, aber das berühmte Umfeld trägt dazu maßgeblich bei. Wenn ich bei Heimspielen hinter dem Tor stehe und am dritten Spieltag Leute maulen, weil unten auf dem Rasen kein Hacke-Spitze-Eins-Zwei-Drei gespielt wird un die taktische Disziplin nicht ganz die des FC Barcelona ist (in der fucking Regionalliga!) oder man sich nach einem Heimsieg auf dem Weg zur U-Bahn darüber beschwert, dass man nicht überzeugend genug gewonnen habe, frage ich mich schon was das soll und wie viel davon bei den Spielern und bei der Vereinsführung ankommt. Gerade in so einem familiären Umfeld wie dem unseren.
Da bin ich 100% bei Dir.
Ich sag es ganz deutlich: hier im Forum (und noch übler auf FACEBOOK) herrscht eine ganz destruktive 'RAUS!'-Mentalität. Das schreibe ich auch immer wieder. Nützt natürlich nix. Es ist immer das gleiche Schema:
  • Neuer Trainer: "Klasse Mann, DER dreht das Ding!"
    2-3 Siege: "Der isses!"
    2-3 Niederlagen: "Effekt verpufft"
    noch 2 Niederlagen: "RAUS!"
So auch zuletzt bei DM. Ich hatte einige Spiele der U23 gesehen und war wenig begeistert, aber doch hoffnungsvoll. Warum? Weil die U23 ja auch nicht gerade von Erfolg zu Erfolg gerast ist und manches Spiel glücklich und/oder knapp gewonnen wurde. Das war in Wirklichkeit Mittelfeld und drunter. Aber wir leben ja in der Ära des Postfaktischen: Fakten zählen weniger als Gefühle. Geht mir-, gerade bei den KICKERS, manchmal auch so.
Sport ist eine eigenständige und einzigartige Art menschlicher Aktivität, die nach eigenen Regeln und Prinzipien funktioniert. Es hat nichts mit der politischen Agenda zu tun und sollte es auch nicht.

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