Erst Zwangsversetzung in die Bezirksoberliga, dann Siegtreffer gegen die Kickers
Lakies hat seine Lektion gelernt
Der Routinier des SC Feucht sorgte mit dem 1:0 über Stuttgart für drei wichtige Punkte
FEUCHT - Der junge Mann hat ohne Zweifel schon erfolgreichere Zeiten erlebt, sogar in der Fußball-Bundesliga, bei Hertha BSC Berlin und dem allmächtigen FC Bayern. Weil der Durchbruch im Profi-Bereich aber nicht so recht gelingen wollte, ist Carsten Lakies stetig nach unten durchgereicht worden. Seit einigen Wochen kickt er nun für Regionalliga-Aufsteiger 1. SC Feucht, wo vorvergangenen Sonntag der bisherige Karriere-Tiefpunkt erreicht wurde: Weil Trainer Roland Seitz mit der Einstellung seines routinierten Neuzugangs nicht zufrieden war, musste Lakies in der zweiten Mannschaft ran, gegen Südwest/Schwaben Nürnberg (1: 0, Tor: Lakies). „In der Bezirksoberliga wollte ich eigentlich erst mit 39 spielen“, meinte der vorübergehend Degradierte sarkastisch.
Bereits sechs Tage später stand er jedoch wieder im Mittelpunkt des Interesses. 63 Minuten waren im Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers absolviert, als Lakies, kurz zuvor eingewechselt, eine ausgezeichnete Flanke von Jan Küchling per Kopf ins Toreck zum Endstand platzierte. Wieder 1:0 (0:0), ein sehenswerter Treffer und letztlich ausreichend für drei eminent wichtige Punkte, mit denen sich der SC als Aufsteiger erstmalig auf einen Nicht-Abstiegsplatz vorarbeiten konnte. Einzig die schlampige Chancenverwertung ließ Roland Seitz fast verzweifeln.
„Andere Teams feiern in so einem Spiel einen Kantersieg, und wir?“ Womit zumindest die peinliche Vorstellung der Stuttgarter Kickers - immerhin Ex-Bundesligist und Pokalfinalist 1987 - trefflich umschrieben ist. Was die harmlosen Schwaben, nunmehr seit sechs Partien sieglos, über 90 Minuten im Waldstadion zusammenstolperten, war insbesondere für einige der gut 100 mitgereisten Anhänger des Schlechten einfach zu viel. Nach dem Schlusspfiff sorgten aufgebrachte Kickers-Fans vor der Absperrung zur Mannschaftskabine für Tumulte und beschimpften ihre „Blauen“ unter anderem als „Schande für Stuttgart“.
„Wir haben zu umständlich gespielt“, sagte Coach Rainer Adrion enttäuscht, „Feucht war das eine Tor besser.“ Allerdings erst nach dem Seitenwechsel, als der Gastgeber zielstrebiger auftrat, endlich Biss und Willen zeigte. Über Inhalte der Pausen-Ansprache wollte sich Roland Seitz dennoch nicht näher auslassen („Wenn ich clever wäre, würde ich mich loben“), doch die erhoffte Reaktion stellte sich prompt ein.
In den ersten 45 Minuten, da waren sich Berichterstatter und Fans einig, lieferten sich beide Teams ein Gemurkse auf unterstem Niveau, sozusagen eine wenig komische Parodie auf Regionalliga-Fußball, geschmückt mit geschätzten 125 Fehlpässen. „Zwei Mannschaften, die etwas mit dem Abstieg zu tun haben werden“, sah Roland Seitz folglich kicken, und hätte Kapitän Ingo Walther, neben Alexander Contala und Markus Rosenwirth bester Feuchter, nicht mehrmals seine Kollegen quer über den Platz lautstark zusammengestaucht, wären auf der Haupttribüne wohl einige Besucher sanft entschlummert.
Doch hat der Neuling seit Rundenbeginn eifrig dazugelernt, welche Tugenden in der Dritten Liga eigentlich gefragt sind. „Der Sieg war wichtig für mich und die Mannschaft“, meinte Matchwinner Carsten Lakies hinterher, der nach vorangegangener Nicht-Berücksichtigung einen „dicken Hals“ hatte, „ist doch verständlich, oder?“ Auf Gastspiele in der Bezirksoberliga kann er künftig jedenfalls gerne verzichten.
Feucht: Keller; Saur, Rosenwirth, Eger – Contala, Walther – Paul (46. Küchling), Schiller, Onwuzuruike – Hampl (59. Lakies), Schrepel (85. Hilbert) – Tor: 1:0 Lakies (63.) – SR: Sahler (Mutterstadt) – Zuschauer: 850.
http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=116272&kat=31
