Zeit der Dürre, Zeit der Flut

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Überlinger

Zeit der Dürre, Zeit der Flut

Beitrag von Überlinger »

Zeit der Dürre, Zeit der Flut

Es sieht ganz so aus, als seien wir Zeugen einer großen ökonomischen Gezeitenwende. Ganz offensichtlich erleben wir eine fundamentale Umverteilung der Einkommen. Und es wird schwierig, diesen globalen Trend zu stoppen.

Ein paar Fakten: Seit geraumer Zeit sinkt in den OECD-Ländern der Anteil der Arbeitseinkommen am Sozialprodukt, während spiegelbildlich der Anteil der Gewinne steigt. In den 70er Jahren lag die Lohnquote im Unternehmenssektor noch bei 71 Prozent, zu Beginn der 2000er Jahre nur noch bei 65 Prozent.

Besonders stark ging sie zurück, als die Ölkrisen die Wirtschaft erschütterten. Seither hat sich die Umverteilung von Arbeit zu Kapital im internationalen Durchschnitt zwar verlangsamt, aber fortgesetzt, wobei sich allerdings einige Länder (Großbritannien, Kanada) dem globalen Trend temporär entziehen konnten.

Nun scheint sich die Entwicklung wieder zu beschleunigen. Die Gewinne steigen derzeit kräftig (siehe: "Standort D: Rekorde? Welche Rekorde?"), viel schneller als die Löhne.

Um stolze 12,7 Prozent legten die Vermögenseinkommen 2004 in Deutschland zu, so der Sachverständigenrat, während die Lohneinkommen stagnierten. Der Anteil der Gewinne am Sozialprodukt ist in den sieben großen Industrieländern so hoch wie noch nie zuvor, kalkulieren Ökonomen der schweizerischen Bank UBS.

Und dies könnte erst der Anfang eines Langfristtrends sein. So sorgt sich der Yale-Professor Robert Shiller um eine "erhebliche Verschlechterung der Einkommensverhältnisse" vieler Bürger. Shiller - das ist der Ökonom, der Ende der 90er Jahre das Platzen der Kursblase an den Börsen vorhersagte.Schwarzmalerei? Derzeit vollzieht sich eine heftige Verschiebung auf den Märkten für die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital. Ganze Weltregionen - China, Indien, Osteuropa, Lateinamerika - haben inzwischen ein Entwicklungsniveau erreicht, das es hunderten Millionen Menschen dort erlaubt, ihre Arbeitskraft auf dem Weltmarkt anzubieten.

Zugleich ist die weltweite Nachfrage nach Kapital hoch. Steigendes Angebot an Arbeit bei steigender Nachfrage nach Kapital? Logisch: Arbeit wird billiger, Kapital wird teurer. Ergo ändert sich die "funktionale Einkommensverteilung".

Natürlich können sich einzelne Länder zeitweise von dieser weltweiten Verschiebung abkoppeln, wie England im Boom der 90er Jahre.

So kann auch die Alterung der Gesellschaft, die in vielen westlichen Ländern das Angebot an Arbeitskräften mindern wird, die Umverteilung zu Gunsten des Kapitals dämpfen.

Quelle: gmx.de

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