Bushido vor Gericht

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Blauer Bayer
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Bushido vor Gericht

Beitrag von Blauer Bayer »

Für die Headz unter Euch...
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,383470,00.html



PROZESSE

Hart wie Nutella

Von Wolfgang Höbel

Der Berliner Rüpel-Rapper Bushido stand in Österreich als Schläger vor Gericht - und kam glimpflich davon.

Er verkörpert die perfekte Mischung aus Sanftheit und Renitenz: Dieses weiche Jungsgesicht mit dem schuhbürstengroßen Bärtchen in der Kinnmulde, das breitbeinige Herumlungern vor dem Richtertisch mit neuen rot-weiß strahlenden Sneakern an den Füßen, der heisere Trotz in der Stimme, wenn es um den Ehrenkodex der wilden Kerle unserer Zeit geht.

Es geht kompliziert zu in der Welt des Rap. Der Junge ist das Opfer, das am liebsten Täter wäre. "Wenn eine Rauferei ist, mach ich nie eine Anzeige", raunzt er, und gleich darauf nuschelt er, diese Regel habe mit "Respekt" zu tun. Er heißt Dominik P., ist 19 Jahre alt und hat Ende Juli dieses Jahres einen Schädelbruch erlitten, vor einer Linzer Discothek.

Jetzt steht er im stickigen Saal 132 des Landesgerichts Linz dem gegenüber, der ihn malträtiert haben soll. Er schaut ihn an wie ein Idol - den Berliner Rapper Bushido, bürgerlich Anis Ferchichi.

Gemeinsam mit zwei Kumpanen habe Bushido, so der Staatsanwalt, sich der schweren Körperverletzung schuldig gemacht. Bushido, 27, gilt als einer der hartgesottensten deutschen Rapper, der nicht nur vom Drogendealen und Fressepolieren singt, sondern beides aus eigener Erfahrung zu kennen vorgibt.

Allerdings nicht hier und nicht jetzt. Denn jetzt steht er vor Gericht und muss unschuldig sein - es ist ziemlich kompliziert, Rapper zu sein.

An diesem Morgen trägt Bushido einen schwarzen Anzug und glänzende schwarze Schuhe zum weißen Hemd. Kameraleute umkreisen ihn, als er sich an den Zeugentisch setzt; es blitzt, es wird gefilmt, als säße O. J. Simpson vor Gericht hier in Linz. Es ist aber bloß der grimmige Doppelgänger von Kevin Kuranyi, auch wenn er sich das Kuranyi-Bärtchen, das immer ein bisschen aussieht, wie mit Filzstift aufgemalt, gerade abrasiert hat.

Bushido blickt auf die Tischplatte. Er sieht aus dem Fenster. Das wirkt sehnsüchtig. Vor dem Fenster steht ein prächtiger, weinrot und sienagelb bemalter Palast. Es ist ein Museum. Die Ausstellung, die dort gerade gezeigt wird, heißt "Die Ordnung der Dinge".

Das erklärte Ziel des Musikers Bushido ist es, gegen die Ordnung der Dinge und der Welt anzukämpfen. Er wütet gegen die Spießer, den Staat, Hartz IV und die Polizei, gegen Schwule und Frauen. Er verherrlicht Drogen und Gewalt.

Aber nicht heute. Heute sagt er "Herr Richter" und "Herr Staatsanwalt", und er sagt es so sonor, dass er jeder Omi den Sparstrumpf abschwatzen könnte. So einer prügelt nicht. So einer verhökert Rheumadecken, höchstens. Es ist wahnsinnig kompliziert, Rapper zu sein.

Bushido schildert die Ereignisse jener Julinacht aus seiner Sicht. Arbeit im Tonstudio. Anschließend aus dem Luxushotel in die Disco. Eigentlich geht man nicht nach Linz in die Disco. Eigentlich geht man überhaupt nicht nach Linz. Linz ist der Arsch der Welt: Chemie, Langeweile, Drogen. Womit man wiederum natürlich nach Linz muss, wenn man im Rap-Geschäft ist, also in die Ghetto-Stadt Österreichs, das Härteste, was Österreich zu bieten hat.

Ein typischer Rapper-Abend. Auch dass ihm draußen die Reifen seines BMW zerstochen wurden, gehört dazu.

Zwei junge Typen standen da. Den einen, sagt Bushido, "habe ich nicht geschlagen, sondern höchstens an der Schulter angefasst". Rap ist so was wie Wrestling - eine virtuelle Angelegenheit.

Es gehört zu den Regeln des Gangsta-Rap-Geschäfts, dass Musiker, die sich glaubwürdig als üble Burschen ausgeben, besonders sehr brave Teenager in Verzückung versetzen. Vermutlich liegt dem eine Art symbolischer Ablasshandel zugrunde, den Eminem mal in den goldenen Satz gegossen hat: "Nehmt keine Drogen, habt keinen ungeschützten Sex und seid nicht gewalttätig - überlasst das alles besser mir."

Bushido aber wirkt im Gerichtssaal nicht wie ein Mann, der stellvertretend für seine Fans längere Zeit im Knast verbringen möchte. Er blickt demütig auf die Tischplatte, fast als bete er stumm. Die Plattenfirma veröffentlicht am Tag des Prozesses Bushidos neues Album "Staatsfeind Nr. 1".

Bushido hat die 15 Tage in Untersuchungshaft, die er für den Vorfall bereits verbüßt hat, auf diesem neuen Album poetisch verarbeitet. "Hier ist es so: Hier drinnen wirst du hart und clever / Hier tauschst du deine 'Bravo' gegen ein Glas Nutella".

Im Linzer Landesgericht ist Bushido sanft und clever. Der damals schwerverletzte Dominik P. ist inzwischen wieder gesund. Er spielt dem Linzer Richter vor, was ein echter, gutaussehender, maulfaul-trotziger Ghetto-Boy ist. Es ist eine Sache unter Rappern. Da hat sich das Gericht nicht einzumischen.

Der Richter scheint die Spielregeln kapiert zu haben. Er stellt das Verfahren ein. Rap ist Rap. Bushido muss allerdings 20.000 Euro Strafe zahlen, plus 1000 Euro Schmerzensgeld an Dominik P. Vorher aber hält der Richter noch eine Standpauke gegen das Zerstechen von Autoreifen. "Können Sie mir sagen: Wie soll man sich dagegen wehren?"

Dominik P. schweigt, lammfromm und renitent. Kurz vorher hieß es, dass auch er und seine Freunde jetzt Musik machen wollten. Wahrscheinlich denkt er übers Reimen nach. Was reimt sich auf Linz?

Es muss böse enden, schließlich geht es um Rap. Vielleicht kann Bushido helfen? Die Welt des Rap ist so einfach.

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Tacheles
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Beiträge: 4593
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Beitrag von Tacheles »

Ich toure seit über 20 Jahren durch Deutschland und habe noch nie diese Ghettos gesehen, die in Videos von Fler, Bushido und Sido gezeigt werden.

Farin Urlaub
Werde auch DU Fansponsor der Stuttgarter Kickers !!!!!!!

Informationen gibt es unter 12für11.de

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Raul
Kickers-Fan
Beiträge: 1365
Registriert: Freitag 21. November 2003, 19:10
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Beitrag von Raul »

mit deinem mikro in der hand wie der prophet in seinem land
lästiger querulant lächerlicher repräsentant
doch die gestik die sprache attitüde die ihr glaubt
die ist geklaut geklaut geklaut geklaut geklaut
weisse mittelstandskids aus dem gettho was ein witz
du bist doch weg alter du brauchst bewegung und sonst nix
weil dann kommst du vielleicht auf den trichter wie das wär
ohne betonkopf auf dem hals fällt die coolness nicht so schwer
weil dann machst du dich locker so wie ich es tu
ich bin der es punkt der em punkt und das u
ich bin der es em u das de und das o genau das bin ich
mache jahrelang schon blablab jetzt denk ich spinn ich
hör ich alte schule neue schule hip hop hurra
die hohe schule heisst smu und der ist immer da
denn die vier ist im platz und du weisst was das heisst mein schatz
ich steh am mikro weil mein dee jot kratzt
mit der nadel auf der platte an dem finger an der hand
durch den arm in den kopf kratzt er ganz ohne verstand
aber mit soul mann find ich cool mann hast du kapiert
er gibt sich nicht so hart wie du weil es nicht funktioniert
denn es ist echt typisch deutsch dass du so ordentlich bist
und versuchst korrekt und sauber nachzumachen was von drüben ist
deine getthoromantik braucht da drüben keiner
schreib nen getthoroman schick werf ihn in den eimer
ohne soul und swing kommst du nur pseudokrass
das sagt dir
smudeo

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Soulfly
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Beitrag von Soulfly »

Word!
Smudo ist halt einer von den guten.
Hold Your Fire

Mario LP`99
Kickers-Fan
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Registriert: Montag 19. September 2005, 16:26

Beitrag von Mario LP`99 »

Eigentlich geht man nicht nach Linz in die Disco. Eigentlich geht man überhaupt nicht nach Linz. Linz ist der Arsch der Welt: Chemie, Langeweile, Drogen. Womit man wiederum natürlich nach Linz muss, wenn man im Rap-Geschäft ist, also in die Ghetto-Stadt Österreichs, das Härteste, was Österreich zu bieten hat.

das härteste, was österreich zu bieten hat. das wär doch ne zaunfahne wert.... :lol: 8)
lache nicht über jemanden, der einen schritt zurück macht!

...er könnte anlauf nehmen!

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