Du hast mich schlicht falsch verstanden. Ich tue weder das mit den Mineralquellen noch das mit dem Käfer ab. Ich habe die Frage gestellt warum sich das Volk erst jetzt regt und nicht vor 15 Jahren. Und da ist das einzige Argument das Thema gestiegene Kosten. Denn ob Mineralquellen, Käfer, Bäume oder mangelnde Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs, all das hat man schon vor 15 Jahren gewusst/bemängeln können. Aber keine Sau hat's interessiert! Und jetzt gehts ab nachdem die Verwaltungsgerichtsprozesse durch sind. Mit einer wachen und kritischen Bevölkerung, die in einer Demokratie unerlässlich ist, hat das nichts zu run. Wenn die Messe gelesen ist, dann kommt man plötzlich und will das Ding an der Verfassung vorbei abwenden. Sehr demokratisch!Gillan hat geschrieben:Woher weisst Du das?Iburinga hat geschrieben:
Das einzige Argument, dass die Demonstranten dieser Frage entgegnen können ist die Kostenexplosion. Aber genau darum geht es doch vielen nur am Rande.
Abgesehen davon: für mich sind Juchtenkäfer und Bäume auch nicht Grund genug, auf die Strasse zu gehen. Aber dass Du die mögliche Gefährdung der Mineralquellen als Nebensache abtust, verwundert mich dann doch... Das wäre sogar für Schuster ein Killer-Punkt.
Und von wegen Gefährdung der Demokratie: überlege mal bitte, warum jetzt Deutschland-weit die Leute so auf die Strasse gehen wegen eines Bahnhofs in Stuttgart. Vielleicht haben diese Leute genug davon, wie die handelnden Personen mit unserer parlamentarischen Demokratie umgehen?
Der m. E. bisher grösste Verdienst der Proteste ist doch der, dass einigen jetzt dämmert, dass eine Wahl nicht bedeutet, vier Jahre ohne Kontrolle zu leben und dass Grossprojekte in ihrem Nutzen klar verargumentiert werden müssen - das ist doch der beste Schutz gegen mögliche Hinterzimmer-Gecshäfte, oder?
Die Frage, warum denn jetzt und nicht vor 15 Jahren, ist für mich entscheidend. Sie stelle ich mir schon seit Beginn der Proteste. Ein Pater, der Protestaktionen u. a. am Flughafen FFM begleitet hat, hat gestern bei einer interessanten Diskussion im HR auch diese Frage gestellt: "Leute, wo wart ihr die letzten 15 Jahre?"
Zu deinem letzten Absatz: Der Bürger, und damit auch die Demonstranten, muss doch auch mal einsehen, dass die aktuellen politischen Zustände nicht wie ein Unglück über uns gekommen sind. Es ist zum einen Ergebnis dessen, dass wir die Politiker z. B. durch Gleichgültigkeit im politischen Alltagsgeschäft dazu erzogogen haben und zum anderen es ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Hemmungsloser Lobbyismus und Günstlingswirtschaft spiegelen doch auch wachsende Unehrlichkeit in der Gesellschaft wieder. Beim "kleinen Mann" sind's halt der Beschiss bei den GEZ-Gebüren oder Schwarzarbeit, beim Mittelständler das Schwarzgeld in der Schweiz. Und die politische Landschaft werden die Proteste überhaupt nicht verändern. Weil nach S21 sich jeder wieder einen Scheiß um das politische Alltagsgeschäft kümmert. Die "Hinterzimmergeschäfte" interessieren dann plötzlich keinen mehr. Erst beim nächsten Großprojekt geht's wieder auf die Straße...