Fehlerkultur

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Alice Bligga
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Fehlerkultur

Beitrag von Alice Bligga »

[url]https://www.kicker.de/779434/artikel/ba ... eitung[url]

Ich habe den Artikel aus dem "Kicker" hier eingestellt, weil ich denke, dass man sich bei uns im Verein ein Beispiel daran nehmen könnte, wie man in der Öffentlichkeit mit dem Verfehlen der selbst gesetzten sportlichen Ziele umgehen kann. Zwar bin ich der Auffassung, dass man wohl auch beim SV Werder die Hosen auf der Pressekonferenz nicht ganz herunterließ, sondern man sich vorher schon genau überlegt hatte, was man dem geneigten Publikum nun sagen konnte (und wollte) und was nicht. Aber dafür ist zunächst einmal eine interne Analyse notwendig, wo die Dinge auf den Tisch kommen.

Wir dagegen bleiben seit 2016 quasi ohne jede Erklärung über die internen Gründe der Fehlentwicklungen. Ich schätze das überlegte Auftreten von Herrn Prof. Lorz in der Öffentlichkeit und auch, dass sich andere Gremienmitglieder in den letzten Jahren mit Kommentaren zurückgehalten haben. Nur ist es mir mit der vornehmen Zurückhaltung des Guten etwas zuviel. Mein Eindruck ist der, dass man bei uns im Gegenteil jede Menge unter den Teppich kehrt und Fehler nicht zugegeben werden. Die Vereinsführung hat aus meiner Sicht gegenüber den Mitgliedern, aber auch gegenüber den zahlenden Zuschauern schon die Verpflichtung zu erklären, wie es dazu kam, wenn es wieder einmal sportlich nicht so gelaufen ist, so wie man wollte. Es geht hier nicht um das Verlangen eines reumütiges Eingeständnisses eigenen Versagens, sondern um die Möglichkeit einer sachlichen Auseinandersetzung über (auch weniger gute) sportliche Entwicklungen.

brublue
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von brublue »

Eine Zielsetzung für die neue Saison, würde mich schon auch interessieren. Wahrscheinlich getraut es sich niemand zu sagen, dass wir mit diesem stark verjüngten Kader, mit dem Aufstieg nichts zu tun haben werden. Dass die Verjüngung rein finanzieller Natur ist, ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Diesen Weg gehen mittlerweile sehr viele Vereine. Nur, warum kann man das nicht kommunizieren. Jeder normal denkende Mensch kann in dieser schwierigen Zeit nachvollziehen, dass wir einen finanziell günstigeren Weg gehen müssen. Die Zeit für ausgediente Profis dürfte in der 5. Liga vorbei sein, außer es kommt irgend ein Geldgeber, der das alles privat finanziert.

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Heiko K.
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von Heiko K. »

Die Zielsetzung für die kommende Saison kann nur der Aufstieg sein. Nichts anderes rechtfertigt das Weiterarbeiten unter Profibedingungen. Dass man zur Zeit auf große Ankündigungen verzichtet halte ich für durchaus vernünftig, da uns große Sprüche nicht weiterhelfen und uns höchstens auf die Füße fallen können. Außerdem steht ja bekanntlich durch die derzeitigen Bedingungen die kommende Saison auf sehr wackligen Füßen.

Nicht nur wegen eines möglichen weiteren Abbruchs. Auch die völlig unklare Lage bei den möglichen Zuschauereinnahmen und der dadurch schwierige Dauerkartenverkauf machen Planungen momentan sehr schwierig.


Aber mit Blick auf den Kader sieht mir das auch nicht nach zurückfahren aus. Man muss die Wintertransfers als Vorgriffe sehen. Wir standen bis zur Winterpause gut da, daran sei mal erinnert. Will man also abschätzen wie wir uns verändert haben, muss man nicht nur die Sommertransfers 2020 anschauen, sondern die Veränderung seit Sommer 2019. Und das sieht dann so aus:

Im Tor: Stammkeeper Trautner bleibt, Ersatzkeeper Bromma bleibt, Gashi wird durch Otto ersetzt. Hier hat sich nichts grundlegendes verändert.

In der Abwehr: Freitas, Jukic, Moos und Kammerbauer bleiben. In der Innenverteidigung ersetzt Zagaria Niedermann (das sollte keine Verschlechterung sein!), Rieg ersetzt Feisthammel (hier steckt viel Potential, aber das sicher nicht ohne Risiko), Kolbe ersetzt Auracher (immerhin der Wuschsspieler). Noch keinen Ersatz sehe ich für Ludmann, auch wenn mit Nick Rudloff ein U19-Spieler für diese Position in den Kader rückt. Es scheint Moos eingeplant zu sein, der letzte Saison eher im Mittelfeld eingesetzt wurde (und uns dort fehlen wird). Hinzu kommt außerdem mit Marian Riedinger ein weiterer LV.

Im Mittelfeld: Es bleiben Blank, Kling, Obernosterer und Weiss. Reisig ersetzt Braun, die Nachwuchsspieler Cetinkaya, Kilic und Nkem (die alle eh keine Rolle spielten) werden ersetzt durch Schwemmle, Landwehr und Benkeser. Für Michael Klauss wurde mittlerweile mit Noko Dobros ein erfahrener Spieler für links verpflichtet. Von daher auch keine negative Bilanz. Hinzu kommt außerdem Trkulja, außerdem haben Obernosterer und Weiss verletzungsbedingt einen großen Teil der letzten Saison verpasst und können fast als Neuzugänge gesehen werden. Das Mittelfeld sehe ich in der Summe gestärkt. Zumal ja Viventi (derzeit verletzt) auch noch ein Thema ist.

Im Sturm ersetzt Braig Miftari, auch hier sehe ich keine Verschlechterung. Giles, Tunjic, Lulic und Visoka bleiben. Lediglich Vochatzer fehlt, diese Position wurde nicht mehr besetzt.


Zurück nun zum ursprünglichen Thema: das Bremer Verhalten finde ich jetzt nicht sonderlich vorbildlich. Im Kern: die Saison war Scheiße weil der Trainer die Saisonvorbereitung verbockt hat. Und die Abhilfe: er hat was draus gelernt. Für mich sieht das eher so aus, dass der Schwächste in der Reihe den Sündenbock geben darf. Er muss das mitspielen und noch heilfroh sein dass er seinen Job behalten darf. Und er geht schwer angezählt in die nächste Runde. Läuft der Start nicht nach Wunsch, wird man sofort wieder Versäumnisse in der Saisonvorbereitung sehen. Ob zu Recht oder nicht spielt keine Rolle.
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Settembrini
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von Settembrini »

Ich sehe das auch so wie Heiko K.: Saisonziel kann ausschließlich der Aufstieg sein, und zwar via Platz 1. Und zwar am besten vom ersten Spieltag an, damit wir für alle erneuten Eventualitäten gerüstet sind... Im Ernst: Woher die Zaghaftigkeit? Es ist doch richtig, dass wir die Winter-Neuzugänge, die damals fast einhellig als Verstärkung begrüßt wurden, eigentlich jetzt erst als Neuzugänge "buchen" können. Was die individuelle Qualität der Mannschaft anbelangt, ist mir nicht bange. Worauf es (endlich) ankommt: Die extreme Schwankungsanfälligkeit, die unerklärlichen Aussetzer, die Kapitalböcke müssen abgestellt werden. Und der unbedingte Wille zum Erfolg muss Einzug halten. Wer da allerdings - kickersleidgeprüft - skeptisch ist, dann kann ich den verstehen ...

Mannix
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von Mannix »

Ich sehe das so wie Alice Bligga. Von Seiten der Vereinsführung wird jede Menge unter den Teppich gekehrt. Eine Kommunikation mit bzw. Information an Mitglieder bzw. Anhänger findet quasi nicht statt. Dazu passt ja auch, dass zu den überraschenden Rücktritten im Präsidium und Aufsichtsrat nichts gesagt wurde. Warum hat Herr Dinkelacker plötzlich aufgehört? Warum hat Herr Dr. Thiel aufgegeben? Von ihm als ehemaligem Zweitligaspieler und Daimler-Manager habe ich mir eine Stärkung vor allem auch der sportlichen Kompetenz im Vorstand erhofft. Nun ja, er war dann zuständig für die Tischtennisabteilung und das Schiedsrichterwesen.
Die viel zitierte "Kickers-Familie" wird vor allem dann bemüht, wenn es mal wieder gilt, irgendwelche Gelder oder Unterstützungsleistungen zu erbetteln. Ansonsten fühlt man sich eher behandelt wie die lästige Verwandtschaft, der man, wenn überhaupt, nur die allernotwendigsten Auskünfte gibt. Auch der Informationsgehalt einer Mitgliederversammlung ist äußerst dürftig und das schon seit vielen Jahren. Wenn es nach Herrn Dr. Lorz ginge, wüsste man vielleicht heute noch nicht, wer der geheimnisumwobene "Investor" (Fa. Quattrex)ist. Ein solches Gebaren könnte ich leichter hinnehmen in Zeiten, wo es sportlich und finanziell gut läuft, nicht aber in der jetzigen schwierigen Situation, wo der Abwärtstrend sich seit Jahren verstetigt. Wenn man wirklich auf die Unterstützung der Anhänger und Mitglieder zählt, sollte man den Umgang mit diesen schon einmal überdenken und eine offenere Kommunikation und Fehlerkultur pflegen.

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EliteSued
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von EliteSued »

Mannix hat geschrieben:
Dienstag 14. Juli 2020, 09:42
Ich sehe das so wie Alice Bligga. Von Seiten der Vereinsführung wird jede Menge unter den Teppich gekehrt. Eine Kommunikation mit bzw. Information an Mitglieder bzw. Anhänger findet quasi nicht statt. Dazu passt ja auch, dass zu den überraschenden Rücktritten im Präsidium und Aufsichtsrat nichts gesagt wurde. Warum hat Herr Dinkelacker plötzlich aufgehört? Warum hat Herr Dr. Thiel aufgegeben? Von ihm als ehemaligem Zweitligaspieler und Daimler-Manager habe ich mir eine Stärkung vor allem auch der sportlichen Kompetenz im Vorstand erhofft. Nun ja, er war dann zuständig für die Tischtennisabteilung und das Schiedsrichterwesen.
Die viel zitierte "Kickers-Familie" wird vor allem dann bemüht, wenn es mal wieder gilt, irgendwelche Gelder oder Unterstützungsleistungen zu erbetteln. Ansonsten fühlt man sich eher behandelt wie die lästige Verwandtschaft, der man, wenn überhaupt, nur die allernotwendigsten Auskünfte gibt. Auch der Informationsgehalt einer Mitgliederversammlung ist äußerst dürftig und das schon seit vielen Jahren. Wenn es nach Herrn Dr. Lorz ginge, wüsste man vielleicht heute noch nicht, wer der geheimnisumwobene "Investor" (Fa. Quattrex)ist. Ein solches Gebaren könnte ich leichter hinnehmen in Zeiten, wo es sportlich und finanziell gut läuft, nicht aber in der jetzigen schwierigen Situation, wo der Abwärtstrend sich seit Jahren verstetigt. Wenn man wirklich auf die Unterstützung der Anhänger und Mitglieder zählt, sollte man den Umgang mit diesen schon einmal überdenken und eine offenere Kommunikation und Fehlerkultur pflegen.
Lorz und Co. schon mal persönlich darauf angesprochen und die Kritik entsprechend adressiert?
Es wird sich eigentlich jedem Gespräch gestellt.
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Heiko K.
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Re: Fehlerkultur

Beitrag von Heiko K. »

Im übrigen gebe ich Alice Bligga durchaus recht. Eine Aufarbeitung der Gründe der Talfahrt ist wünschenswert und notwendig.

Es würde mich aber doch sehr wundern wenn dies intern nicht intensiv bearbeitet worden wäre. Wer Zeit und viel Geld mitbringt um ein Amt bei den Kickers zu bekleiden möchte dann ja auch Erfolg sehen.

Vereinfacht lässt sich die Entwicklung so zusammenfassen: die Vereinsleitung hat über die Jahre die Rahmenbedingungen geschaffen um Profifussball zu ermöglichen. Das nötige Geld um den Klassenerhalt in der 3.Liga zu schaffen war da. Ebenso dafür in der Regionalliga eine gute Rolle zu spielen. Verbockt wurden einzig und allein wichtige Personalentscheidungen. Wir haben eine Reihen von Trainern und Sportdirektoren eingestellt die in einem Kasperletheater besser aufgehoben gewesen wären. Diese haben die Mannschaft und damit den ganzen Verein an die Wand gefahren. Erst seit LS habe ich den Eindruck dass da jemand weiss was er will.
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